Kaum war der Herbst da, schien er uns auch schon wieder zu verlassen.
Obwohl sich die Farben schnell änderten, war die Jahreszeit für uns mild und gemäßigt. Dieser Herbst war so milde, dass wir fast selbstgefällig wurden. Ich schob das Scheren der Schafe, das Pflanzen von Knoblauch und das Vorbereiten der Gartenbeete für das nächste Frühjahr auf. Es war ein trüber, warmer, nicht enden wollender Herbst. Ein Herbst, der uns vorgaukelte, dass der Winter nie eintreffen würde. So war der ganze Oktober.
Dann - als ob er sich ungewöhnlicherweise auf das Datum eingestimmt hätte - beendete er seinen herbstlichen Tanz mit einem windigen, stürmischen, regnerischen Finale in der Halloween-Nacht. In dieser Nacht war es so mild, dass es uns trotz des Regens angenehm warm war und wir gut gelaunt waren, als wir den 6-jährigen Bewohner der Farm auf seiner Runde für Süßes-oder-Saures begleiteten. Wir kamen bei Dunkelheit nach Hause und kurz darauf nahm der Wind zu, der Regen wurde stärker.
Die ganze Nacht hindurch bebte der Hof und der Wind heulte. Als Landwirt ist dabei nicht an Schlaf zu denken. Ich zählte im Geiste all unsere Tiere durch, immer und immer wieder, um festzustellen, wer Schutz hatte und wer Schutz brauchte. Hätte der Regen nicht so heftig gegen unsere Fenster geprasselt, wäre ich selbst im Schlafanzug hinausgegangen, um sie alle zu zählen. Wenn ich nicht schlafen kann, gehe ich oft zwischen den Tieren des mitternächtlichen Hofs spazieren. Im Sommer mit der Hilfe eines prallen Mondes. Im Winter mit dem Licht der schneebedeckten Landschaft. Aber diese letzte Oktobernacht war selbst für eine schlaflosen Landwirtin wie mich zu unerfreulich. Also ging ich auf und ab, rang die Hände und tröstete mich damit, dass sie alle Unterstände hatten.
Am Morgen war der November eingetroffen und wir hatten viele Bäume verloren. Einige der Unterstände, in die ich in der Nacht zuvor so viel Vertrauen gesetzt hatte, standen an diesem Morgen auf dem Kopf. Glücklicherweise gab es keine Verluste auf dem Hof. Die Vögel sahen ein wenig windzerzaust aus, die Federn zeigten in unterschiedliche Richtungen. Die Schweine waren mürrisch und auf der Suche nach Frühstück. Die Kühe - falls sie den Sturm überhaupt bemerkt hatten - ließen sich nichts anmerken. Den größten Schock hatten eindeutig die Landwirte. Vorhersagen und Wollmützen und isolierte Stiefel wurden hervorgekramt. Die Augen wurden schmal. Die Bärte wuchsen bedenklich. Der Spielplatz des Oktobers war geschlossen. Wir hatten noch 1, vielleicht 2 Wochen, bevor der Winter eintraf. Dieser Schuss vor den Bug war alles, was wir brauchten. Wir kamen in Fahrt.
Da sind wir nun, 11 Tage später. Ich kann das Brummen des Traktors hören, während ich hier schreibe. Nick und Jake sind damit beschäftigt, die letzten Hütten für den Winter zu verschrauben. Die letzten Tiere sind in die große Scheune umgezogen. Es liegt noch etwas Schnee von der letzten Woche auf dem Boden. Kaum ein paar Zentimeter. Ich war mir so sicher, dass er schmelzen würde, sobald er fällt. Aber das Thermometer hatte andere Pläne und deckte uns mit neuen nächtlichen Tiefstwerten ein. Heute Abend sollen 20 Zentimeter dazukommen. Einstellige Tiefstwerte werden im Laufe der Woche folgen. Er ist angekommen. Wir sind angekommen. Der winterliche Hof, die Tiere und ihre Betreuer sind bereit.